Lang erwartet: Bundesregierung beschließt Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate

Die Bundesregierung hat am 24. Juli 2024 die lang erwartete Importstrategie Wasserstoff verabschiedet. Ziel der Strategie ist, einen klaren und verlässlichen Rahmen für die absehbar notwendigen Importe von Wasserstoff (H2) oder hieraus hergestellter Folgeprodukte (Derivate) zu setzen. DER MITTELSTANDSVERBUND begrüßt die Kernelemente der frisch verabschiedeten Importstrategie, kritisiert allerdings die unkonkrete Ausgestaltung ohne klare Priorisierung. Während die Pläne eine stabile Versorgung mit dem wichtigen Energieträger sicherstellen sollen, stellt sich die Frage, wie kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) in Deutschland von dieser Entwicklung profitieren können.

Berlin, 24.07.2024 –  Aus Sicht der Bundesregierung dürfte Deutschlands Wasserstoffbedarf künftig maßgeblich durch Importe gedeckt werden, um eine resiliente Versorgung mit ausreichend Wasserstoff und Wasserstoffderivaten sicherzustellen. Ziel ist, die Lieferquellen möglichst breit zu diversifizieren, da die inländische Produktion von grünem Wasserstoff (aus erneuerbaren Energien) ausreicht, um den vorhandenen Bedarf zu decken.     

Der Einsatz von Wasserstoff ist Teil der nationalen Strategie zur Dekarbonisierung der Wirtschaft und zum Erreichen der Treibhausneutralität in Deutschland 2045. Dazu kooperiert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen von mehr als 30 Klima- und Energiepartnerschaften und Energiedialoge. Zudem wurden in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Partnerländern explizite H2-Abkommen geschlossen.  

Eckdaten der Importstrategie  

Bis 2030 rechnet die Bundesregierung mit einem Bedarf von bis zu 130 Terrawattstunden (TWh), der zu rund Zweidrittel durch Importe gedeckt werden dürfte. Bis 2045 könnte der Bedarf vor allem in der Industrie und der Energiewirtschaft weiter auf rund 500 bis 700 TWh anwachsen. Dies umfasst sowohl molekularen Wasserstoff als auch verschiedene Derivate wie Ammoniak, Methanol und strombasierte Kraftstoffe. Mit der Importstrategie beabsichtigt die Bundesregierung, vor allem Investitionssicherheit für die Wasserstoffproduktion in Partnerländern, aber gleichzeitig auch für den Industriestandort Deutschland sowie den Aufbau der notwendigen Importinfrastruktur zu schaffen.  

Dennoch stellt die Importstrategie auch eine nicht unerhebliche Herausforderung dar, insbesondere für die heimische Wirtschaft und den Mittelstand. Während die Großindustrie von den geplanten Importinfrastrukturen profitieren dürfte, ist ein diskriminierungsfreier Zugang für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nicht zwangsläufig gesichert.   

Das fordert DER MITTELSTANDSVERBUND  

  • Es ist essenziell, die heimische Produktion von grünem Wasserstoff gleichrangig deutlich auszubauen und den Schwerpunkt nicht fast ausschließlich auf Importe aus Drittstaaten zu setzen.   
  • KMU sollten gezielt in den Aufbau von Wasserstoffinfrastrukturen eingebunden werden, beispielsweise durch Beteiligungsmöglichkeiten an regionalen Netzwerken oder durch Unterstützung beim Zugang zu großen Importinfrastrukturen.   
  • Hilfreich wäre die digitale Unterstützung durch Plattformen und Programme, die den Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtungen, Großunternehmen und dem Mittelstand erleichtern. Hierbei sind insbesondere Kooperationen in Bereichen wie Wasserstoffspeicherung, -transport und -nutzung wichtig.   
  • Nicht zu unterschätzen sind in diesem Zusammenhang einheitliche und praktikable Nachhaltigkeitsstandards, die bürokratiearm und praxisnah ausgestaltet sind. Der Mittelstand braucht keine weiteren Hürden, sondern mehr Möglichkeiten. Sichergestellt werden kann das durch Planungssicherheit und einem wirksamen Schutz vor Wettbewerbsnachteilen.  

DER MITTELSTANDSVERBUND sieht in der Wasserstoffstrategie und der Importstrategie erhebliche Chancen für die deutsche Wirtschaft, doch entscheidend bei deren Umsetzung ist, dass der Mittelstand nicht nur passiver Teilnehmer, sondern als aktiver Gestalter dieser Entwicklung beteiligt wird. Besonders positiv hervorzuheben ist die geplante Diversifizierung der Importquellen und die Schaffung von Investitionssicherheit. Dies könnte den Markt für innovative Technologien öffnen, von denen auch mittelständische Unternehmen profitieren können. Doch die Strategie fokussiert sich in der verabschiedeten Fassung stark auf industrielle Strukturen und Importe, was die Gefahr birgt, dass kleinere Unternehmen und Start-ups ins Hintertreffen geraten.  

DER MITTELSTANDSVERBUND bringt sich aktiv in den weiteren Prozess ein, um die Rolle des Mittelstandes in der Ausgestaltung einer zukünftigen Wasserstoffwirtschaft zu sichern. Denn nur mit gezielten Investitionen, starken Netzwerken und einer klaren Ausrichtung auf nachhaltige Innovation können mittelständische Unternehmen nicht nur zum Gelingen der Energiewende beitragen, sondern sich vor allem zukunftsfit aufstellen.  

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