Lokaler Handel gegen Internetriesen – David gegen Goliath?
Technologische Innovationen lassen zunehmend Online- und Einzelhandel verschwimmen. Wie kann sich der lokale Handel gegen Internetkonzerne durchsetzen? Welche Rolle spielt die Digitalisierung? Auf der HIS-IT im Verbund am 10./11. Juni in Münster diskutierten Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft.
Münster, 11.06.2015 — Am ersten Tag der diesjährigen Tagung Handelsinformationssysteme (HIS) in Münster widmeten sich die IT- und Organisationsverantwortlichen aus dem Handel gemeinsam mit den Experten aus der Wissenschaft einem Thema, das viele schon seit langem umtreibt: Was haben die lokalen Händler eigentlich den Versandriesen entgegenzusetzen? Wenn ich alles online kaufen kann und es umgehend bis zur Haustür geliefert wird, warum sollte ich in den SuperBioMarkt, zu BabyOne oder zu Stroetmann fahren? Haben die lokalen Händler einen "Heimvorteil"? Und falls ja, wie lässt er sich auch dauerhaft halten oder sogar ausbauen? Oder springen die lokalen Händler auf den digitalen Zug auf?
Das sind einige der Fragen, die Michael Radau (SuperBioMarkt), Wilhelm Weischer (BabyOne) und Dr. David Schüppler (L. Stroetmann Lebensmittel), gemeinsam mit Dr. Ludwig Veltmann (DER MITTELSTANDSVERBUND), Marco Atzberger (EHI Retail Institute) und Prof. Jörg Becker (ERCIS, WWU Münster) auf dem CIO-Panel im Rahmen der HIS-Tagung aktuell diskutierten.
Wilhelm Weischer brachte pragmatisch zum Ausdruck, wie Babyone als Franchise-Anbieter seinen Internetauftritt nutzt. "Wir haben 7 Mio. Besucher auf einem Internetshop, der eigentlich gar nichts bietet." Neben einem kleinen Ausschnitt des Gesamtsortiments geht es bei Babyone viel mehr darum, den Kunden über Standorte, Öffnungszeiten und Aktionen der lokalen Märkte zu informieren. Dies soll in Zukunft mit einer neuen technologischen Basis sogar noch besser ausgebaut werden, um die lokalen Märkte mit ihrem Angebot auch online zu unterstützen. Hier tritt also die Online-Welt gar nicht in Konkurrenz zum lokalen Markt, es geht vielmehr um eine gute Zusammenführung der beiden Welten, so Wilhelm Weischer. Auch der Lebensmittelhandel sieht keine Probleme im Onlinegeschäft. "Wir robben uns langsam an den Onlinemarkt heran. Eine Revolution sehe ich aber in absehbarer Zeit noch nicht," lautet die Einschätzung von David Schüppler.
Auch Michael Radau vom SuperBioMarkt sieht den Lebensmittelhandel noch nicht komplett online und erwartet stattdessen für die Zukunft "pfiffige Lösungen" für den zunehmenden ländlichen Leerstand von Ladenlokalen. Darüber hinaus brachte er es bereit, in seinem Vortrag am Nachmittag auf den Punkt und sprach von seiner Überzeugung, "dass die Bereitschaft der Konsumenten, für Qualität zu zahlen, förderbar ist."
Neben dem spannenden Thema "lokal vs. digital?" kamen aber natürlich auch andere IT-Trendthemen nicht zu kurz. Der derzeit enorm präsente Bedarf nach IT-Sicherheit war Gegenstand des Vortrags von Prof. Dr. Rainer Böhme, IT-Security-Experte der Universität Innsbruck. Er referierte über Sicherheitsmanagement in Zahlungssystemen.
Die Tagung HIS-IT im Verbund fand am 10. und 11. Juni zum 19. Mal an der Universität Münster statt. Sie wird organisiert vom European Research Center for Information Services (ERCIS) gemeinsam mit dem MITTELSTANDSVERBUND und dem EHI Retail Institute.
Im Rahmen der Tagung für Handelsinformationssysteme fand im Anschluss die Frühjahrssitzung des Arbeitskreises Organisation/EDV statt.
Weitere Informationen:
HIS-IT im VerbundBUY LOCAL Mittelstandsoffensive