Campus Mittelstand Digital 2025: Strategien, Daten, Benchmarks im Digitalzeitalter
Wie müssen sich Verbundgruppen in digitalen Zeiten neu definieren? Dies diskutierten die mehr als 45 Teilnehmer des „Campus Mittelstand Digital 2025“, der am 6. Juli in Kooperation mit dem IFH und der ADV in Köln stattfand.
Köln, 12.07.2017 - Die Digitalisierung kann gerade für den kooperierenden Mittelstand viele Vorteile mit sich bringen, allerdings bedarf es einer passenden Strategie und der gezielten Unterstützung für die Mitglieder. Klassische Leistungen wie Beschaffungskonditionen und Zentralregulierung reichen bei weitem nicht mehr, um den kooperierenden Unternehmen eine Perspektive zu bieten.
In Zeiten wachsender Bedeutung von digitalen Plattformen müssen Verbundgruppen viel mehr verstehen, sich derer zu bedienen oder selbst aufzubauen. Nur so können sie ihre Mitglieder wirksam bei der notwendigen digitalen Transformation in die Omnichannel-Welt unterstützen.
Kundendaten entscheidend
Eine entscheidende Rolle hierbei spielt die Gewinnung von Daten und deren gezielte Aus-wertung und Aufbereitung für die Kundenansprache und die Optimierung von Prozessen. „No Data, no Retail“, brachte es der Präsident des MITTELSTANDSVERBUNDES Günter Althaus in seiner Keynote erneut auf den Punkt.
Nur wer die digitalen Fußabdrücke seiner Kunden auslesen könne und zu nutzen wisse, werde in einer global vernetzten Welt mit globalem Wettbewerb bestehen können. Die hierzu erforderlichen Instrumente könne das einzelne Anschlussunternehmen aber alleine weder finanzieren, noch verfüge es über die notwendigen Kenntnisse. Mehr denn je sei deshalb die Verbundgruppenzentrale in der Pflicht, so Althaus weiter.
Gerade auch beim Thema Innovation bei Warenwirtschaftssystemen, Logistikprozessen und Geschäftsmodellen könne letztlich nur die Zentrale, und diese oft wahrscheinlich sogar auch nur verbundgruppenübergreifend und mit erweiterten Dienstleistungspartnerschaften, die Stärke aufbringen, die dem einzelnen Mitglied für die notwendige Positionierung seines Geschäftes fehle. „Eine kluge und vor allem individuelle Kundenansprache wird schließlich zum entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmen“, erklärt Althaus.
Ergebnisse von Whitepaper und Studie
Der Campus Mittelstand Digital 2025, der gemeinschaftlich mit der Akademie der Verbundgruppen und dem Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) organisiert und durchgeführt wurde, knüpfte direkt an die Erkenntnisse des Digitalisierungsausschuss des MITTELSTANDSVERBUNDES an, der unter dem Titel „Mission Mittelstand 2025“ anlässlich der Mitgliederversammlung des Verbandes im Mai die notwendigen Ansatzpunkte zur digitalen Transformation in einem ersten Whitepaper dargelegt hatte.
Außerdem konnte zwischenzeitlich die umfassende Erhebung über den Digitalisierungsstatus der Verbundgruppen ausgewertet und die Ergebnisse den Teilnehmern präsentiert werden. Die Studie, an der 93 Verbundgruppen aus allen Branchen teilnahmen, zeigt ein weites Spektrum zwischen sehr und noch gar nicht engagierten Verbundgruppen auf. Größter Handlungsbedarf besteht gerade hinsichtlich der Rolle der Verbundgruppen als Innovationstreiber.
Defizite beim eCommerce und im Datenmanagement
Dr. Ludwig Veltmann, Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES, bemängelt, dass mehr als die Hälfte der befragten Verbundgruppen keine oder nur punktuelle Angebote für eCommerce-Lösungen ihrer Mitglieder bieten.
Auch im Bereich der Datensammlung, -analyse und -aufbereitung stecken viele Verbund-gruppen noch in den Kinderschuhen: Lediglich 13% der Befragten erfassen regelmäßig bereichsübergreifende Kundendaten – gut die Hälfte hat dieses Thema noch gar nicht in Angriff genommen.
Höchste Dringlichkeit bei Qualifizierung
Einen akuten Handlungsbedarf verdeutliche die Erhebung weiterhin im Bereich der Qualifizierung von Mitarbeitern und Mitgliedern auf allen Ebenen. Rolf Weighardt, Akademie der Verbundgruppen (ADV), präsentierte den Teilnehmern neue Qualifizierungskonzepte, die auf die Bedürfnisse von Verbundgruppen im digitalen Transformationsprozess ausgerichtet sind.
Das gemeinsame Ziel des MITTELSTANDSVERBUNDES und der ADV sei es, den Verbundgruppen ein Qualifizierungsprogramm zum „digitalen Führerschein“ anzubieten, um für Führungskräfte und Mitarbeiter einen bestimmten Wissensstandard zu ermöglichen.
Customer Journey zwischen stationär und online
Die Erkenntnisse der aktuellen Handelsforschung stellte Gero Becker, IFH, vor. Auf der neuen „Customer Journey“ werde es für 70% der traditionellen Händler eng, warnte er.
Nur wer als Händler zwischen stationär und digital die richtige Balance finde, habe eine Überlebenschance.
Workshops zu den neuen Aufgaben in Verbundgruppen
In verschiedenen Workshops bot sich den Teilnehmern anschließend die Gelegenheit, den gewonnenen Input zu vertiefen und Chancen und Hürden bei der Positionierung und Umsetzung zu den sich durch die Digitalisierung neu ergebenden Aufgaben der Verbundgruppen zu erörtern.
Dabei stellte sich heraus, dass die Herausforderungen dann am besten zu bewältigen sind, wenn es auf einem Zeitstrahl (was ist in 2 Wochen, 2 Monaten, 2 Jahren zu tun) eine klare Priorisierung gibt. Einig waren sich zumindest alle Mitglieder in einem Punkt: Länger warten mit der Umsetzung wäre fatal.