ServiCon: Digitale Finanzen für Verbundgruppen
Kein Weg führt an der Digitalisierung vorbei. Das gilt auch für das Finanzressort einer Verbundgruppe. Auf dem ServiCon-Thementag besprachen deshalb Experten, welche Chancen und Herausforderungen für Kooperationen zukünftig bestehen.
Nürnberg, 21.06.2017 – Die Finanzseite der Geschäftsmodelle von Verbundgruppen für ihre mittelständischen Mitglieder bieten noch viele ungenutzte Möglichkeiten der Mitgliederbindung. Ob es der Aufbau eigener Versicherungsdienste, die Anbindung von Buchhaltungs- und Steuerberatungsdienstleistungen oder gar die feste Vereinbarung von Mittelstandsfinanzierungskonzepten mit Banken ist: Schon heute schlummern dort lukrative Geschäfte für den kooperierenden Mittelstand.
Neu ist jedoch, dass die Digitalisierung sich auch in den genannten drei Teilbereichen derartig auswirkt, dass andere Marktpartner als die Verbundgruppen in den direkten Kontakt mit den Mitgliedsunternehmen treten werden und das Geschäft an den Zentralen vorbeigeht. Um es auf den Punkt zu bringen gilt: „Wenn nicht jetzt, wann dann!“
Vorreiter DATEV
Die ServiCon Service & Consult eG lud deshalb über 50 Spezialisten aus den Verbundgruppen am 13. Juni zum Thementag Finanzen auf Einladung der DATEV eG in Nürnberg. Den Aufschlag hierzu machten Martin Krämer, Geschäftsleitung, und Bernd Meyer, Leiter Software Kooperationen, der Softwarekooperation. Sie stellten das Unternehmen in einem völlig neuen Licht dar.
Als genossenschaftlich- fränkischer- sicherer Cloud-Anbieter ist die DATEV in ihrem digitalen Ökosystem ausgerichtet, eine möglichst enge Prozessintegration hin zu den Kernaufgaben der Verbundgruppen und deren Mitglieder herzustellen.
Der Begriff "Digitales Ökosystem" beschreibt eine neue Form der Verknüpfung von Software-Ökosystemen, technologischen Plattformen und geschäftlichen Ökosystemen. Im Zentrum stehen die Vorteile, die aus einem verbesserten Informationsaustausch zwischen den Beteiligten resultieren.
Das genossenschaftliche digitale DATEV-Ökosystem ist das Konzept zur digitalen Transformation der Geschäftswelt. Es verbindet die für die Kunden relevanten Wirtschaftssubjekte – mit konsequenter Digitalisierung, Automatisierung und Vernetzung.
Wie steht es um das Onlinerating?
Wie können Handelsunternehmen, die ins echte E-Commerce einsteigen, im Unternehmensrating danach aussehen? Diese Frage stellte sich anschließend Prof. Dr. Matthias Schumann. Sehr anschaulich stellte er an drei Szenarien dar, dass sich das Rating der Unternehmen zumindest nicht verbessert, in einem Szenario sogar verschlechtert.
Der zusätzliche Aufbau eines echten E-Commerce Online-Handels verändert die Aufwandstruktur durch zusätzliche Personal- und Logistikkosten, verringert häufig die Handelsspanne, ergibt häufig wenig kalkulierbare und zusätzliche Fulfillment-Kosten (Lieferung, Retouren, Aufbereitung, Schwund) und führt zu tendenziell niedrigen Umsatzrenditen, verglichen mit dem stationären Handel.
Zwei Konsequenzen
Schumann zog daraus gleich zwei Konsequenzen: Erstens sollte bei online-aktiven Verbundgruppen das Unternehmensrating innerhalb des Debitorenmanagements überprüft werden sowie die Mitgliederberatung und –betreuung geschult werden. Zweitens empfahl er, den Onlinehandel intelligent mit dem stationären Handel zu verbinden.
Betriebsprüfungen legen verstärkt den Fokus auf vorhandene (elektronische) Kassensysteme, daher nimmt deren Bedeutung immer mehr zu. Fehler können teuer werden. Ist die Kassenführung nicht ordnungsgemäß, drohen mitunter hohe steuerliche Hinzuschätzungen. Thomas Biermann (DATEV) erläuterte die „Grundsätzen zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff“ (GoBD) und gab Tipps zur Umsetzung der Kassenrichtlinie.
Mittelstandsfinanzierung, Wertschöpfung, Cyber Risk
Am Nachmittag informierten sich die Verbundgruppen rund um die Themen Mittelstandsfinanzierung bei verschiedenen Workshops. So erläuterte Lutz Bermbach (Cronbank AG) mit Beispielen, warum sich die integrierte Mittelstandsfinanzierung in Verbundgruppen lohnt.
Jürgen Hanke, BBE Handelsberatung, erklärte die Möglichkeiten der Steigerung der Wertschöpfung im stationären Handel durch digitale Instrumente. Auch Matthias Späth, Assecuranz Netzwerk, sorgte mit dem Thema „Cyber Risk“ für Spannung: Das Netzwerk der Versicherungsdienste von Euronics, expert und hagebau stellte ein Mitglieder- Taugliches und sehr praxisrelevantes Konzept zur Absicherung von Schäden durch Erpressung, Hackerangriffe etc. vor.