China entdeckt den Mittelstand
Die Stabilität, mit der weite Teile des Mittelstandes in Deutschland und Europa die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise weitreichend unbeschadet überstehen konnten, fasziniert nun auch die größte Volkswirtschaft der Welt. Das besondere Interesse der Chinesen gilt hierbei der überbetrieblichen Zusammenarbeit in Form von Verbundgruppen.
Peking/Langfang 28. April 2010. Während die meisten Länder der Welt in den zurückliegenden Monaten deutliche Rückschläge in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung erleiden mussten, hat China sein enormes Wachstumstempo mit 9 Prozent Zuwachs beim Bruttosozialprodukt fortsetzen können. Damit stellt das bevölkerungsreichste Land der Erde alle anderen Volkswirtschaften in den Schatten. Jedoch verläuft in dem kommunistischen Riesenreich die aktuelle Entwicklung sehr unterschiedlich. Rund 50 Prozent der Bevölkerung leben nicht in den „Boomtowns“ und bleiben deshalb in ihrer Entwicklung zurück. Damit vergrößert sich aber ständig die Disparität der Lebensverhältnisse innerhalb des Landes.
Entschlossen will die chinesische Führung dieses Problem angehen und hat eine weitreichende Wirtschafts- und Strukturreform auf den Weg gebracht. Erklärtes Ziel ist der Aufbau einer „Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand“ und der „Aufbau einer harmonischen Gesellschaft“. Im Rahmen der zwischenstaatlichen Zusammenarbeit hat China mit Deutschland vereinbart, hierbei auf deutsche Unterstützung und Beratung zurückzugreifen. Unter anderem umfasst ein weitgefächertes Beratungsprogramm die Entwicklung von Distributionssystemen im ländlichen Raum. Die Entscheidungsträger im nationalen Handelsministerium und auf Ebene einiger Pilotprovinzen wollen wissen, ob sich die wirtschaftliche Lage kleiner und mittlerer Unternehmen im Handel, im Handwerk und im Dienstleistungsbereich durch überbetriebliche Zusammenarbeit verbessern lässt. Da es in China selbst jedoch an professionellem Know How über Kooperationsmanagement und die richtigen Rahmenbedingungen für leistungsfähige Kooperationen fehlt, wurde die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) um entsprechende Expertise gebeten. Bereits zum dritten Mal innerhalb von zwei Jahren lud die GTZ zur professionellen Unterstützung dieses Vorhabens ZGV-Hauptgeschäftsführer Dr. Ludwig Veltmann nach China, diesmal in der südlich von Peking gelegene 2,6 Millionen-Einwohner-Stadt Lanfang (Provinz Hebei) ein. Veltmann stellte Historie, Zielsetzung und gegenwärtige Struktur der Verbundgruppen in Deutschland hochrangigen chinesischen Regierungs- und Wirtschaftsvertretern vor. Um auch ein praktisches Beispiel einer erfolgreichen einzelnen Verbundgruppe zu präsentieren, war zu einer weiteren Präsentation der Geschäftsführer von „Der Holzring“, Olaf Rützel, gewonnen worden. Die chinesische Seite zeigte sich sehr beeindruckt von der weitreichenden und stetig wachsenden Bedeutung der überbetrieblichen Zusammenarbeit im mittelständischen gewerblichen Bereich der deutschen Wirtschaft und bat darum, die bilaterale Zusammenarbeit in dieser Thematik weiter zu vertiefen.
Nun soll geprüft werden, ob und in welchen Branchen sich in näherer Zukunft Partnerschaften zwischen deutschen Verbundgruppen und zu initiierenden oder auszubauenden chinesischen Mittelstandskooperationen einrichten lassen.
Gerade für deutsche Verbundgruppen bietet diese Art der Zusammenarbeit attraktive Perspektiven. In Langfang sind viele prosperierende Wirtschaftszweige, wie z.B. IT, Pharmaproduktion, Maschinenbau und Automobilzulieferer angesiedelt. Nur 60 Kilometer vor den Toren Pekings und mit guten Verkehrswegen angeschlossen ist Langfang zudem ein attraktiver Standort für internationale Messen und Ausstellungen. Allein in der Provinz Hebei werden bis zum Jahr 2020 geschätzt 127 Millionen Menschen leben. Da außerdem bereits in China 300 Millionen Menschen das Internet nutzen, schon bald ein Drittel aller Luxusartikel auf der Welt in China eingekauft werden und schon heute 89 Dollarmilliardäre in China gezählt werden, ist dem deutschen Mittelstand anempfohlen, das asiatische Land bei strategischen Geschäftsentscheidungen schon heute stets mit in Betracht zu nehmen.
Nähere Auskünfte und Kontakte über l.veltmann@zgv-online.de