Faszinierender Aufbruch zur Neuvermessung der Welt
Führende Strategen der Verbundgruppenszene fanden Gelegenheit zu einer außergewöhnlichen Begegnung mit dem Spitzendiplomaten John Kornblum. Bei der Exklusiv-Veranstaltung der ADV "Vordenker am Schlossberg" erläuterte der langjährige US-Botschafter den angeratenen Kurs für ein Westbündnis in die neue Zeit.
Montabaur 06.11.2014 — Keine Stecknadel hätte man fallen gehört. Hoch aufmerksam und fasziniert folgten Spitzenrepräsentanten aus dem Verbundgruppen-Management den Ausführungen des lebenserfahrenen Staatsmannes und Spitzendiplomaten John Kornblum. Die aktuellen technologischen und politischen Herausforderungen seien mit Wandel und Veränderung nicht mehr hinlänglich zu beschreiben. Er verwende deshalb lieber den Terminus "Neuvermessung der Welt".
Kornblum zeigte auf, dass klassische Unternehmen und auch Staaten die Welt in den letzten Jahren weit weniger beeinflusst hätten, als digitale Revolutionäre wie Amazon, Google, Facebook und Apple.
Die Dynamik der Wirtschaft erwarte er aber nach wie vor vom Mittelstand und von den Startups. Der Terminus SME (KMU) klinge allerdings extrem langweilig. "Mittelstand" als Begriff sei "auch nicht viel aufregender". Dennoch komme es auf diese Unternehmergruppe an, besonders, wenn sie Netzwerke beherrsche und sich relevant mache. Die aktuell zu beobachtende Entwicklung sei jedoch in jeder Hinsicht "ungewöhnlich". Einerseits strebe der Mittelstand nach Vernetzung, andererseits nach einer Stärkung des Lokalen.
Mit Bezug auf die aktuellen Unruhen in der Welt und die Fortentwicklung der Netzwerke plädierte Kornblum dafür, das bewährte Westbündnis zwischen Europa und den USA, insbesondere auch zwischen den USA und Deutschland, wieder zu stärken. Es sollte gar "das Fundament der neuen Zeit" sein. Die jüngsten Vorbehalte gegenüber der US-Politik in Deutschland, etwa im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform oder des Umgangs mit dem Datenschutz ließ Kornblum nicht gelten. Die Deutschen seien oft schlecht über die Verhältnisse in den USA informiert. Von dem Nato-Bündnis profitiere Deutschland kräftig. Die US-Armee sei die einzige wirklich funktionstüchtige und verteidige die anderen Nato-Mitglieder "gratis".
Auch mit der EU setzte sich Kornblum kritisch auseinander. Deutschland habe dort nicht immer seine besten Diplomaten hin entsandt. Nach seiner Analyse ist die EU insgesamt aus einer negativen Vision, nämlich aus der Verhinderung von weiteren Kriegen entstanden, etwa im Gegensatz zu Amerika, das aus einer positiven Vision hervorgegangen sei, nämlich für Freiheit und wirtschaftlichem Erfolg. Eine Vertiefung der Europäischen Union ist nach Kornblum weniger erforderlich, als eine Stärkung der transatlantischen Beziehungen.
Eine transatlantische Gemeinschaft als die reichste und wichtigste Gemeinschaft der Welt könne bei aller Kritik entscheidender Stabilitäts- und Wachstumsanker der Welt sein. Mit aktuell in Verhandlung befindlichen Freihandelsabkommen TTIP können die Beziehungen neu definiert und gefestigt werden.
Kritisch an der Politik in Deutschland sieht Kornblum allerdings, dass sie den Menschen zu wenig erklärt werde. Das gelte gerade auch für das TTIP-Vorhaben. Dass gerade der Mittelstand davon profitiere, sei nicht transparent. Russland hingegen sei für die Weltentwicklung nicht sehr relevant. Auch die Energie- und Gasproduktion solle man nicht überschätzen. Für deren Förderung brauche das Land schließlich Technologien, die es derzeit ausschließlich in den USA gebe.
Auch zu den Änderungen der Führungsstrukturen äußerte sich der erfahrene Diplomat. Von Hierarchien werde man sich weg bewegen, vielerorts würden sie bereits deutlich flacher. Klassische "Herrscher", ganz gleich aus welcher Disziplin,verlören damitan Kontrolle. Inputs kämen weniger von Oben, sondern von der Seite und aus Netzwerken. Dies sei nicht nur schön und harmlos, sondern berge auch inhärente Risiken, wie das Beispiel der Finanzmarktkrise gezeigt habe.
Die Diskussion mit Kornblum bis tief in den Abend boten zu jeder Zeit höchste Spannung und spürbare Anregung für jeden Teilnehmer.
Nach der somit zweiten Veranstaltung dieses außergewöhnlichen Formats "Vordenker am Schlossberg", die die Akademie der Verbundgruppen ADV im vergangenen Jahr mit der ehemaligen evangelischen Bischöfin Margot Käßmann eröffnete, steht für alle Beteiligten fest: Es muss einen Fortsetzung geben! Und so wurde bereits ein Termin für die "Vordenker am Schlossberg" fixiert: Am 4. und 5. November 2015 dürfen sich Top-Repräsentanten aus Verbundgruppen wieder auf Montabaur und einen hochkarätigen Gesprächspartner freuen. "Es lohnt sich, diesen Termin jetzt schon vorzumerken!", erklärte der Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES, Dr. Ludwig Veltmann.
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