Europäische Handelslandschaften im Wandel
Im Rahmen der Generalversammlung des europäischen Dachverbandes des MITTELSTANDSVERBUNDES, Independent Retail Europe, kamen am 22. Mai Vertreter führender europäischer Kooperationen in London zusammen.
London, 23.05.2014 — Kaum ein Thema beschäftigt die Mittelstandskooperationen aktuell so sehr, wie die rasante Veränderung der Märkte. Dass die fortschreitende Digitalisierung nicht nur in Deutschland die Handelslandschaft auf den Kopf stellt, wurde bei der Generalversammlung der Independent Retail Europe in London klar.
Am 22. Mai trafen sich auf Einladung der ACS (Association of Convenience Stores) Vertreter führender europäischer Verbundgruppen, um sich über die gemeinsamen Herausforderungen und Chancen für den Handel auszutauschen. Die ACS repräsentiert rund 33.500 Handelsunternehmen mit etwa 50.000 Outlets. Konkret wurde den Teilnehmern gezeigt, wie kooperierende Einzelhändler ihren modernen Kunden das Einkaufen so angenehm wie möglich machen - wie also sogenanntes "Convenience Shopping" im stationären Handel aussehen kann.
Der Vorstandsvorsitzende der ANWR Group, Günther Althaus, der gleichzeitig Mitglied des MITTELSTANDSVERBUND-Präsidiums ist, erläuterte den europäischen Handelskollegen in einem engagierten Vortrag die Situation auf dem deutschen Markt. Er plädierte in seinem Vortrag dafür, dass gerade kleinere Händler die überbetriebliche Zusammenarbeit auch für den Umgang mit digitalen Märkten nutzen sollten. Am Beispiel des Online-Portals für Schuhe der ANWR Group verwies er auf die massive Verbesserung der Verfügbarkeit großer Sortimente bei kleinen Händlern. Am Ende seien dann sie erfolgreich, wenn sie sich an den Leitbegriffen Innovation und Effizienz orientierten.
Vertreter der EU-Kommission und des britischen Wirtschaftsministeriums (Department for Business) erklärten, wie sie den passenden gesetzlichen Rahmen schaffen wollen. Bermerkenswert ist etwa, dass inhabergeführte Geschäfte mit einer Größe bis 280 qm in Großbritannien keinerlei Öffnungsbegrenzungen - selbst an Sonntagen - zu beachten haben, während für größere Geschäfte restriktive Öffnungszeiten gelten. Auch bei der Steuer- und Siedlungspolitik werden kleinere Geschäfte privilegiert behandelt.
Besonders aufgeschlossen gegenüber den Interessen der kleineren inhabergeführten Unternehmen zeigte sich die Generaldirektorin Binnenmarkt und Dienstleistungen der EU-Kommission, Claire Bury. Sie versprach, die Wettbewerbsregeln der EU verstärkt auf diese Zielgruppe auszurichten. Dabei spiele die "Supply Chain Initiative" der EU eine besondere Rolle. Sie sprach aber auch weitere Programme an und unterstrich, dass die Vitalität der Stadtzentren für die EU-Kommission eine besondere Relevanz habe.
Die deutschen Mittelstandskooperationen wurden außer von ANWR-Chef Althaus noch von dem Hauptgeschäftsführer des MITTELSTANDSVERBUNDES, Dr. Ludwig Veltmann, in der britischen Hauptstadt vertreten. Er teilte die Ansicht der Generaldirektorin von Independent Retail Europe, Else Groen, dass es "unglaublich wichtig" sei, dass die Stimme der Verbundgruppen auf europäischer Ebene gehört wird. "Gemeinsam mit seinem europäischen Dachverband ist DER MITTELSTANDSVERBUND in Brüssel dafür perfekt aufgestellt", erklärte Veltmann.
Veltmann erinnerte die Generaldirektorin Bury daran, dass die Digitalisierung der Märkte für den kooperierenden Mittelstand einen dramatischen Wettbewerbsnachteil mit sich bringt: denn sie können innerhalb ihrer Gruppe keine einheitlichen Preise kommunizieren. Diesen unhaltbaren Zustand müsse Brüssel dringend beseitigen. Die Generaldirektorin für Binnenmarkt und Dienstleistungen empfahl, dies auch über die sogenannten "High Level Groups" an die Kommission heranzutragen.
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